Samstag, 26. Mai 2007

Ein Herz für (Elfen-)Frettchen

Jaja, ich bin schon ein merkwürdiges Individuum. Das liegt zum größten Teil an meiner blühenden Fantasie. Die mich schon in so manche blöde Situation gebracht, und schon manchen Tag gerettet hat. Ein Fluch und ein Segen.
Beispielsweise sehe ich, wenn ich Zahlen betrachte Farben. Wenn ich einen Namen lese, habe ich ein buntes Muster vor meinem inneren Auge. Und wenn ich Lieder höre, sehe ich Plätze. Ehrlich, spiel mir ein Lied, und ich beschreibe dir alles, vom Wetter bis zur Farbe der Vorhänge im Nebenhaus. Gruselig, ich weiß.

Einige Songs können auch ein Verlagen auslösen, an einem bestimmten Ort zu einer konkreten Zeit zu sein. Ich träume bis heute davon, zu Gone Goin' von Jack Johnson und den Peas an einem Sommertag bei offenem Fenster wachgeküsst zu werden. Oder im Cabrio durch das nächtliche Wien zu cruisen, während Forever von den Veronicas in meinen Ohren dröhnt.
Nur wenige Lieder sind so stark, dass ich keine Plätze sehe. Sondern einfach nur fühle. Frag mich nicht, wo bei Sin, Sin, Sin bin - ich bin einfach nur happy. Aber das ist noch die harmlose Version.

Man schnappt also irgendwo ein paar Takte einer Melodei auf, denk so bei sich "Ach, wie nett!", und besorgt sich ebendiesen Song, um ihn an einem ruhigen Abend auf der Couch genießen zu können. Und während man sich so entspannt, wird man von einem klammen Gefühl ergriffen. Als wäre man todunglücklich, frisch verlassen, aufgezehrt von dem Verlangen nach einem bestimmten Menschen. Die Seele tut weh. Und das schlimmste: man kann diese Person nicht bennen, man kennt sie nicht mal. Niemand Bestimmtes, es ist einfach nur dieses Gefühl. Man weiß plötzlich, dass es mehr gibt, als man kennt, und dass es größer ist, als man ertragen kann.
Stundenlang habe ich meine Zimmerdecke angestarrt, während Matchbox Twenty durch die Räume hallte. Sogar Limp Bizkit hat mich schon beinahe Tränen gerührt. Auch passiert bei Melissa Etheridges Like the way I do, beispielsweise, oder eben erst kürzlich.
Ich war süchtig nach diesem erlesenen Schmerz, dieser Sehnsucht nach jemandem oder etwas, das man nicht kennt, von dem man noch nicht einmal die geringste Ahnung hat. Um den puren Masochismus auszuleben, hört man dieses Lied in Endlosschleife.

Ich bin älter und klüger, I know better now. Ich habe das Lied von meinem Rechner gelöscht. Schließlich habe ich mein Herz aufgegeben, damit es nicht mehr weh tun kann. Schon gar nicht wegen einem Song.