Ohne Worte.
Diesen Artikel, erschienen heute auf kurier.at, muss man nicht weiter kommentieren...
"TOR FÜR ÖSTERREICH, BITTE EINSTEIGEN!"
Für hunderte österreichische Fans kam der Ausgleich des Nationalteams im Spiel gegen Polen zu spät. Schon vor dem Schlusspfiff hatte eine niedergeschlagene Menge das Ernst-Happel-Stadion verlassen und sich Richtung U-Bahn in Bewegung gesetzt. Es war ihnen nicht zu verübeln: Nach starkem Beginn und dem anschließenden Gegentreffer aus dem Nichts hatten sie den Glauben an den Fußball-Gott verloren. Nach zahlreichen Fehlpasses in der zweiten Halbzeit schließlich auch den Glauben an die eigene Mannschaft.
Es waren nicht die üblichen "Raunzer", die als erste der Nationalmannschaft den Rücken kehrten, sondern jene, die dem hilflosen Aufbäumen gegen nicht gerade überragende Polen nicht mehr zusehen konnten. Entnervt von Pfiffen aus den eigenen Rängen und gelegentlichen sinnlosen "Hicke-Raus"-Rufen hatten sie ihr Heil in der Flucht gesucht. Wenigstens ein Erfolgserlebnis, nämlich die rasche Heimreise ohne Drängerei, wollte man sich vergönnen.
Bestrafung von "oben"
Doch der Fußball-Gott, der - zum Leidwesen der Veranstalter-Nationen - die ersten Tage des EURO-Spektakels verschlafen hatte, erhob sich in der Nachspielzeit von seiner Lagerstatt, rieb sich die Augen und schenkte den verzweifelten rot-weiß-roten Jüngern einen Elfer, auf dass sie jubeln sollten. Vielleicht wollte er aber auch nur jene Ungläubigen bestrafen, die sich von der ovalen Kultstätte bereits abgewendet hatten. Sie verpassten das erste und vielleicht einzige Tor Österreichs bei dieser Heim-EM und gewannen die Gewissheit: Es gibt ihn doch, aber er ist grausam!
EURO-Trauma
Der Jubel vor der U2-Station "Stadion" hielt sich dementsprechend in Grenzen. Das eifrige Personal der Wiener Linien sorgte dafür mit einer Durchsage für weitere Ernüchterung: "Österreich hat soeben den Ausgleich geschossen! Das gibt doch wieder Mut! Gehen Sie also bitte weiter nach vor und benutzen Sie auch die hinteren Aufgänge, damit wir den Zug schneller abfertigen können." Im Zug selbst herrschte dann bedrückende Stimmung. Einige polnische Fans waren am Boden zerstört, und die Österreicher fassungslos, dass sie den wichtigsten Moment des Spiels versäumt hatten. Als die traumatisierte Schar dann die Tunnel unter Wien verließ, musste sie entsetzt feststellen, dass unterdessen die EURO-Euphorie im Lande ausgebrochen war. - Stefan Probst
"TOR FÜR ÖSTERREICH, BITTE EINSTEIGEN!"
Für hunderte österreichische Fans kam der Ausgleich des Nationalteams im Spiel gegen Polen zu spät. Schon vor dem Schlusspfiff hatte eine niedergeschlagene Menge das Ernst-Happel-Stadion verlassen und sich Richtung U-Bahn in Bewegung gesetzt. Es war ihnen nicht zu verübeln: Nach starkem Beginn und dem anschließenden Gegentreffer aus dem Nichts hatten sie den Glauben an den Fußball-Gott verloren. Nach zahlreichen Fehlpasses in der zweiten Halbzeit schließlich auch den Glauben an die eigene Mannschaft.
Es waren nicht die üblichen "Raunzer", die als erste der Nationalmannschaft den Rücken kehrten, sondern jene, die dem hilflosen Aufbäumen gegen nicht gerade überragende Polen nicht mehr zusehen konnten. Entnervt von Pfiffen aus den eigenen Rängen und gelegentlichen sinnlosen "Hicke-Raus"-Rufen hatten sie ihr Heil in der Flucht gesucht. Wenigstens ein Erfolgserlebnis, nämlich die rasche Heimreise ohne Drängerei, wollte man sich vergönnen.
Bestrafung von "oben"
Doch der Fußball-Gott, der - zum Leidwesen der Veranstalter-Nationen - die ersten Tage des EURO-Spektakels verschlafen hatte, erhob sich in der Nachspielzeit von seiner Lagerstatt, rieb sich die Augen und schenkte den verzweifelten rot-weiß-roten Jüngern einen Elfer, auf dass sie jubeln sollten. Vielleicht wollte er aber auch nur jene Ungläubigen bestrafen, die sich von der ovalen Kultstätte bereits abgewendet hatten. Sie verpassten das erste und vielleicht einzige Tor Österreichs bei dieser Heim-EM und gewannen die Gewissheit: Es gibt ihn doch, aber er ist grausam!
EURO-Trauma
Der Jubel vor der U2-Station "Stadion" hielt sich dementsprechend in Grenzen. Das eifrige Personal der Wiener Linien sorgte dafür mit einer Durchsage für weitere Ernüchterung: "Österreich hat soeben den Ausgleich geschossen! Das gibt doch wieder Mut! Gehen Sie also bitte weiter nach vor und benutzen Sie auch die hinteren Aufgänge, damit wir den Zug schneller abfertigen können." Im Zug selbst herrschte dann bedrückende Stimmung. Einige polnische Fans waren am Boden zerstört, und die Österreicher fassungslos, dass sie den wichtigsten Moment des Spiels versäumt hatten. Als die traumatisierte Schar dann die Tunnel unter Wien verließ, musste sie entsetzt feststellen, dass unterdessen die EURO-Euphorie im Lande ausgebrochen war. - Stefan Probst
Firekitty - 13. Jun, 15:04